Beim letzten Grillfest hat Yvonne Schaffer die heute zwölfjährige Marie wieder getroffen. Ein Mädchen, das ihre Aggressionen in den Griff bekommen hat.
Ich habe vor Jahren ein Kind in einer WG betreut und vor einiger Zeit bei einem Fest wieder gesehen. Sie heißt Marie, ist 12 Jahre alt und sie hat sich toll entwickelt. Als wir sie bekommen hatten, war sie schwierig. Sehr schwierig. Vor allem im persönlichen Umgang mit anderen Kindern und den Erwachsenen. Für sie waren größere Menschenmengen nur schwer auszuhalten. Wir haben immer darauf Acht gegeben, dass sie sich möglichst nur in Kleingruppen aufhält, damit sie nicht von den vielen Reizen überfordert wird. Marie hat selbst sehr unter ihren Aggressionen gelitten. Sie wollte einfach nicht mehr das schwierige Kind sein.
Jetzt beim Gartenfest war sie quietschvergnügt und total lebendig. Aber sie hat sich mit niemand angelegt. Das wäre vor ein paar Jahren undenkbar gewesen. Da hätte man immer einen Extra-Betreuer gebraucht, der darauf achtet, ab wann sie hibbelig wird, um sie dann aus der Situation raus zu nehmen. Früher hat sie ständig Wutausbrüche bekommen und Gewalt gegen Sachen und sogar gegen andere Kinder ausgeübt.
Marie wird nie ein ruhiges Kind sein. Aber sie hat ihre Aggressionen schon irrsinnig gut im Griff. Es muss Stück für Stück besser geworden sein. Sie ist in einer Verhaltenstherapie bei einem Kinder- und Jugendtherapeuten. Der hat am Anfang vor allem Beziehungsarbeit gemacht. Die haben ganz klare Abkommen gemacht und klare Strukturen sind für Marie etwas Tolles. Da hat sie eine Person, die nur für sie da ist. Die Gestaltung der ersten 25 Minuten bestimmt der Therapeut, die Gestaltung der zweiten 25 Minuten bestimmt Marie selbst. Meist machen sie Spiel- oder Gesprächstherapie. Inzwischen hat Marie eigene Strategien entwickelt, die sie anwenden kann, wenn sie merkt, dass Aggression in ihr hochkommt. Wenn sie beim Abendbrot mit allen am großen Tisch in der WG sitzt, dann entschuldigt sie sich auf ihr Zimmer und schmeißt die Polster gegen die Wand.
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