Matthias Schüchner erklärt, warum es für Jugendliche in den Wohngemeinschaften wichtig ist, Fehler machen zu können.
Jugendliche wollen früh ausziehen und Jugendliche sollen auch früh ausziehen, um einen Schritt in Richtung Selbständigkeit zu machen. Deshalb haben wir uns im Qualitätszirkel mit der Frage beschäftigt, wie wir den Prozess der Verselbständig bei den Jugendlichen gestalten wollen. Ein Qualitätszirkel ist eine Arbeitsgruppe, in der sich MitarbeiterInnen aus den Wohngemeinschaften zwei bis vier Mal im Jahr treffen, um zu überlegen, wie wir uns fachlich verbessern können.
Beim Brainstorming ist relativ schnell ein Punkt hervor getreten: Es ist wichtig, dass unsere Jugendlichen auch Fehler machen dürfen. Das bedeutet für SozialpädagogInnen, die ein Kind über lange Zeit begleiten, auch loslassen zu müssen.
Irgendwann muss der Punkt kommen, ab dem die Regeln nicht mehr so streng gehandhabt werden bzw. neue Regeln notwendig werden. Es ist wichtig, Scheitern nicht immer von vornherein zu verhindern, sondern es zuzulassen und zu begleiten. Unsere MitarbeiterInnen müssen die große Kunst beherrschen, die richtige Balance zwischen Schutz und Selbständigkeit zu finden.
Außerdem müssen wir sehr früh mit dem Ablöseprozess beginnen. In gewöhnlichen Familien ist es nicht üblich, dass fünfzehn- bis sechszehnjährige in eine eigene Wohnung ziehen. Aber die Kinder- und Jugendhilfe ist mit achtzehn zu Ende und Eltern sind oft keine unterstützende Ressource für die Verselbständigung. Deshalb braucht es einfach zwei bis drei Jahre vorher eine Phase, in der Fehler begleitet passieren können, die nachher alleine nicht mehr passieren sollen. Deshalb übersiedeln die von uns begleiteten Jugendlichen in diesem Alter in der Regel in eine Trainingswohnung, in der das selbständige Leben geübt werden kann.
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