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Tischzigaretten

Sybille Spiess vom Hilda Schärf Haus in Klagenfurt schätzt die erstaunliche Solidarität unter den verschiedenen BewohnerInnen des Hauses.

Ich bin sehr verbunden mit diesem Haus, weil ich schon früher in einem anderen Projekt gearbeitet habe, das hier angesiedelt war, als die Volkshilfe das Haus noch gar nicht genutzt hat. Aber auch für unsere KlientInnen ist das Haus ein wichtiger Bezugspunkt. Es bietet ihnen Sicherheit in einer schwierigen Lebensphase. Manche wollen gar nicht mehr gehen. Einer hat gefragt, ob er sich im Haus eine Wohnung kaufen kann, falls er einmal im Lotto gewinnt.

Das Haus beherbergt mehrere Projekte. Unter andern das Betreute Wohnen, die Delogierungs-Prävention und die Notschlafstelle für Frauen. Wir haben einen Gemeinschaftsraum im Haus. Die Stub´n, da treffen sich alle. Leute in unterschiedlichsten Lebenssituationen kommen dort zusammen. Wunderbar, wunderbar! Ein Asylwerber mit einem Drogenkranken und einer Frau aus der Frauen-Notschlafstelle. Der Austausch von Lebensgeschichten befördert alle möglichen Gemeinsamkeiten zu Tage. Plötzlich hat man gemeinsame Bekannte, war schon an denselben Orten oder hat ähnliche Erfahrungen gemacht.

Teilweise entwickeln die BewohnerInnen eine unglaubliche Solidarität. Irgendwann haben sie begonnen, Tischzigaretten aufzustellen. Da steht ein Glas am Couchtisch. Und am Ende des Monats passiert folgendes: Leute, die noch etwas mehr Geld haben, deponieren ein paar Zigaretten für Leute, die kein Geld mehr haben. Das sind ganz entzückende Verhaltensweisen, die sich da herauskristallisieren.

Ein anderes Beispiel: Bei der Spendenausgabe nehmen die Diensthabenden Bestellungen  von Leuten entgegen, die zu den Öffnungszeiten nicht selbst kommen können, weil sie z.B. berufstätig sind. Und dann werden die Dinge  auch persönlich in die Wohnung im jeweiligen Stockwerk  zugestellt. Was wir auch beobachten: BewohnerInnen, die die Spenden verwalten, denken mit, für wen ein Kleidungsstück besonders gut passen würde - und legen es für diese Person auf die Seite. Solange unsere BewohnerInnen vereinzelt sind, hängen sie im Boulevard und schimpfen: „Alle anderen bekommen alles und ich kriege nichts“. Wenn es Orte des Austausches gibt, wie etwa hier in der Stub´n, dann entwickeln sich Solidarität und Verständnis.

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