Bei Frau J. ist Pflegehelfer Johann Schmoltner aufgefallen, welchen Stellenwert Erinnerungen an Früher für SenioreInnen haben.
Frau J. hat einen alten Nähtisch im Zimmer mit einer Glasplatte und Bildern drauf. Auf einem Bild sieht man sie mit ihrem Sohn auf einem Tandem. Auf dem andern ist ein weißer Strand in einem afrikanischen Land abgebildet. Man sieht zwei Personen, die Frau J. ganz klein und einen großen Afrikaner.
Ich habe gefragt, wann sie dort war und sie meinte, das sei noch gar nicht so lange her. Sie ist mit ihrem Sohn runter geflogen. Dann ist sie ins Schwärmen gekommen. Detailliert und ausführlich hat sie mir erzählt, wie sie in einem Zelt in einem Beduinen-Dorf auf Besuch war. Da war ein ganz schmaler Gang in dem dunklen kühlen Zelt, mit Schlafzimmern, Waschgelegenheit und vielen Leuten drin. Ich durfte das alles ansehen, hat sie gesagt. Es müssen sehr wichtige Erinnerungen für sie sein.
Auch ihre Schwester ist mittlerweile bei uns im Haus. Beide haben früher als SchneiderInnen gearbeitet. Ihre ganze Kleidung haben sie selbst geschneidert. Neben dem Bett hängt auch ein Bild von der Enkelin in einem Kleid, das die Frau J. geschneidert hat.
Wenn die Tochter bei den beiden Damen zu Besuch kommt, dann bringt sie gelegentlich feine Brötchen mit. Die haben immer gerne und gut gegessen. Zu Dritt sitzen sie dann in der Cafeteria, essen die Brötchen und trinken ein Glas Prosecco dazu. Die lassen es sich richtig gut gehen.
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