Karin Gradinger von der sozialpädagogischen Familienhilfe Wiener Neustadt erzählt von einer drogenkranken Frau, die für ihr Leben einen neuen Kurs aufgenommen hat.
Heute habe ich mit Frau Richard, einer jungen Mutter telefoniert. Sie ist substituiert und hat eine zweijährige Tochter. Substituiert bedeutet, sie macht eine Drogenersatz-Therapie. Aber das Kind ist gut versorgt.
Die Kinder- und Jugendhilfe - früher Jugendamt - ist an uns herangetreten. Die Nachbarn haben sich wegen lauten Streitereien aufgeregt. Wir sollten abklären, ob eine Gefährdung des Kindeswohl gegeben ist, wenn sich die Eltern die ganze Zeit so befetzen. Als ich die Familie das erste Mal besuchte, machten sie einen intensiven und lauten Eindruck auf mich. Aber es war auch Sympathie da. Also eine gute Grundlage um zu arbeiten. Sympathie hilft, um sich einzulassen und zu verstehen, warum reagieren Familien in einer Situation so, wie sie reagieren.
Beim ersten Gespräch haben wir die Sorgen der Familie und die Sorgen der Kinder- und Jugendhilfe festgehalten. Bei der Gelegenheit hat die Mutter von sich aus die ständigen Streitigkeiten angesprochen und wie es der Kleinen wohl damit geht. Da hat man schon gemerkt, dass eine Kooperationsbereitschaft der Mutter vorhanden ist. Das Mädchen ist jetzt zwei Jahre.
Nun haben sich die Eltern entschieden zu trennen. Die massiven Streitigkeiten fallen weg und ich kann den Fall demnächst abschließen. Das Reden und reflektieren hilft den Familien zu sehen: wo will ich eigentlich hin und was kann ich tun? Wichtig war in diesem Fall, die Mutter hat sich vor Augen geführt hat, dass sie selbst auch etwas kann. Denn von ihrem Umfeld - dem Lebensgefährten und dessen Mutter - wurden ihr ständig Kompetenzen abgesprochen. Durch unsere Arbeit konnte sie erleben, dass sie ihr Schicksal auch selbst in die Hand nehmen kann und auch der Weg aus der Beziehung denkbar und begehbar ist. Von uns wird das nicht aktiv betrieben, aber wenn das Thema von der Klientin aufgeworfen wird, dann stehen wir zur Verfügung, um das durch zu besprechen. Es muss nicht das Ziel sein, dass alle Zusammenbleiben. Es kann auch das Beste sein, wenn sich eine Familie trennt.
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