Simone Wurm hat sich das Vertrauen der zweijährigen Elif erarbeitet. Schwer gefallen ist ihr nur, die kleine Kurdin nicht dauernd in den Arm zu nehmen und zu drücken.
Ich bin Simone Wurm. Momentan habe ich drei Tageskinder und zwei eigene, also zusammen Fünf. Momen-tan bin ich mit der Situation sehr zufrieden, weil die Kinder einfach eine gute Gemeinschaft sind. Wir sind vier Tagesmütter in der Siedlung und viel gemeinsam unterwegs. Ein eingespieltes Team, bei dem man sich gegenseitig hilft.
Jetzt ist grad eine kleine Kurdin bei mir, die dreisprachig aufwächst; kurdisch, türkisch und deutsch. Früher hat sie total Angst gehabt, weil sie noch nirgendwo anders geblieben ist. Auch nicht bei der Oma. Niemand hat sie angreifen dürfen, auch nicht anschauen. Für Elif war es ganz schwer am Anfang. Sie hat nichts ge-gessen und nichts getrunken. Ihre Mutter hat damals einen WiedereinsteigerInnen-Kurs gemacht, um wieder am Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Es war für beide sehr schwer.
Im September ist Elif zu mir gekommen. Jetzt ist sie zwei Jahre alt. Was das Vertrauen anbelangt - wenn sie jemandem vertraut, dann voll und ganz - aber bis und ob, das ist die Frage. Da kann sich jemand noch so sehr bemühen, wenn ihr Instinkt nein sagt, dann wird es auch nicht. Ich habe einfach warten müssen. Elif ist auf dem Sofa gesessen und ich habe daneben zusammen geräumt. Sie ist auf der Couch gesessen mit ihrem Stoff-Tier und ich habe DVDs umgeschlichtet, den Teppich umgedreht und habe mir alles mögliche einfallen lassen. Das ist drei, vier Tage so gegangen. Und irgendwann habe ich mich mit dem Handy neben sie hingesetzt - Kinder stehen sich auf die Telefone - und habe türkische Kinderlieder gegoogelt. Da ist das Eis gebrochen. Mir ist es nur schwer gefallen, sie nicht dauernd in den Arm zu nehmen und zu drücken.
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