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Ein Bitte und ein Danke

Mathilde Rohrmoser fordert einiges von ihren TeilnehmerInnen. Sie müssen damit zurecht kommen, an „der langen Leine gelassen“ zu werden und Eigeninitiative zu entwickeln.

Besonders beeindruckt hat mich Frau Ramsauer. Sie war um die 50 und hatte für unser Klientel eine ungewöhnlich gute Ausbildung. Eine Akademikerin, die sogar als Teamleiterin gearbeitet hat und durch einen Vorfall in der Familie aus dem Berufsleben geschleudert wurde. Schon beim Erstgespräch hat Frau Ramsauer betont, wie sehr sie sich auf die Zeit bei uns freut. Das kommt nicht gerade oft vor, unsere TeilnehmerInnen kommen ja nicht freiwillig. Für viele ist die Teilnahme an einem Sozialprojekt auch ein Stück weit beschämend. Nicht für Frau Ramsauer - trotz ihrer Ausbildung hat sie alles mitgemacht. Wir haben gemeinsam geputzt, Mist weggeräumt und Wände angemalt. Sie war sich wirklich für gar nichts zu Schade. Sie hat ihre Situation sehr gut erkannt und das Ergebnis war, dass sie einen super Job in einem Büro gefunden hat. Jetzt besucht sie uns ganz oft.

Mein Motto war fördern und fordern. Ich gehe kommende Woche in Pension. Ich habe immer geschaut, was schaffen die TeilnehmerInnen selbst und wo benötigen sie Anleitung. Fordern heißt bei mir, die TeilnehmerInnen am langen Band laufen zu lassen. Ich will von den TeilnehmerInnen, dass sie Verantwortung übernehmen. Eigeninitiative schätze ich sehr. Manche erkennen die Zeit bei uns als Chance, auch wenn sie nicht freiwillig kommen. Dazu kommt: Den meisten Arbeitslosen geht es ja nicht gut. Die Schwierigkeiten sind nicht nur finanzieller Natur, sondern auch emotionaler. Viele vereinsamen zunehmend, weil ihr sozialer Aktionsraum durch die  Arbeitslosigkeit eingeschränkt wird.

Unser Beitrag ist es, dass wir Wertschätzung hier groß schreiben. Ich denke, dass für viele TeilnehmerInnen ein Bitte und ein Danke nicht mehr selbstverständlich ist. Aber das kriegen sie bei uns. Dazu kommt, dass es für viele eine gute Erfahrung ist, wieder einmal in einem Team zu arbeiten und mit KundInnen Kontakt zu haben. Viele die vereinsamt sind, fühlen sich hier endlich wieder einmal eingebunden. Das bemerkt man auch an den vielen Freundschaften, die bei uns geschlossen werden.

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