Eine eilig getroffene Berufswahl kann fatale Auswirkungen haben, erzählt Ulrike Lackinger vom Lehrlingscoaching in Krems. Aber mit der nötigen Unterstützung kann am Ende noch alles gut werden.
Am Anfang hat Herrn Rene die Lehre als Elektroinstallateur noch Spaß gemacht. Im ersten Lehrjahr wird gestemmt und wegräumt, das hat er gemocht. Aber es ist einfach eine der schwersten Ausbildungen. In der Berufsschule ist er nicht mehr weiter gekommen. Da muss man wirklich viele Formeln lernen. Irgendwann hat er alles hingeschmissen. Der Weg zur Gärtnerlehre war dann ein langer und dramatischer. Jetzt hat er sein Ziel gefunden.
Herr Rene ist ein Kind gewesen, das schon sehr früh schwere Verluste verkraften hat müssen. Das hat sich nie mehr richtig ausgeglichen. Es war für das Kind schwer und für die Erziehungsberechtigten. Was da alle Beteiligten mitgemacht haben. Auch die Berufswahl, seine erste Lehre als Elektroinstallateur, das ist gründlich daneben gegangen. Der Nachbar ist Elektriker und hat ihn bei einem befreundeten Unternehmen untergebracht. Hauptsache wir haben eine Lehre gefunden.
Irgendwann ist alles eskaliert. Herr Rene hat mich aus einem Obdachlosenhaus in Salzburg angerufen. Aus der Lehre geflogen und auch zu Hause. Er hat so provoziert in seiner Überforderung, da ist im alles weggebrochen. Das kann es nicht sein, dachte ich mir. So habe ich herumtelefoniert und einen Platz beim Landesjugendheim bekommen. Beim Jugendamt waren sie hellauf begeistert, dass schon eine Lösung in Aussicht ist. Als sie erfahren haben, dass ich den Platz schon jetzt hatte, sind sie total verfallen: "Wie stellen sie sich das vor, innerhalb von einer Woche? Der muss zuerst von einer Psychologin angeschaut werden. Das dauert zwei Monate, bis die einen Termin frei hat." Hin und her, hin und her. Den ganzen Tag habe ich telefoniert. Noch am selben Abend habe ich das OK bekommen, dass er in der folgenden Woche dort einziehen kann.
Dann haben wir mit den ExpertInnen dort zunächst einmal geschaut; was hat er für Neigungen und was passt eigentlich zu dem Burschen? Zwischen Bäckerei und Gärtnerei war er zunächst noch unentschieden. Den Ausschlag gab dann, dass er als Gärtner sehr viel an der frischen Luft sein kann. Mittlerweile ist er jetzt ein Jahr dort und die Abstände zwischen unseren Kontakten werden immer länger. Das letzte Mal als er sich gemeldet hat, daran kann ich mich genau erinnern. Es war der 1. Mai; der Tag der Arbeit.
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