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Gefühlskärtchen

Gefühle erkennen und benennen können ist eine wichtige Voraussetzung, um Nein sagen zu können, sagt Günther Leitner, der den Wohnverbund in Eferding leitet.

Viele unserer KlientInnen kennen ihre eigenen Gefühle nicht so gut oder können sie nicht so leicht benennen. Da arbeiten wir mit Gefühlskärtchen. Das sind Karten mit Bildern darauf, die Gefühle symbolisieren; etwa einem Smiley. Mit diesen Kärtchen wird regelmäßig gearbeitet, damit unsere KlientInnen Übung darin bekommen, ihre Gefühle zu benennen. Wenn jemand aggressiv ist und Gewalt anwendet, dann sind Gefühlskärtchen ein Mittel um herauszufinden, was Auslöser der Krise war.

Kürzlich hat eine Bewohnerin die Betreuerin gebissen. Zunächst schlichten wir den Streit und schauen, dass sich alle wieder beruhigen können. Dann führen wir im Zimmer der betreffenden Person ein Nach-Gespräch. Da ist neben mir als Leiter auch die Bezugsbetreuung dabei. Wenn wir merken, dass die sprachliche Benennung der Gefühle schwer fällt, dann holen wir die Kärtchen heraus. In dem Fall hat sich heraus gestellt, dass die Bewohnerin etwas sagen wollte, aber immer wieder falsch verstanden wurde. Und da sich die Mitarbeiterin in der Situation nicht ausreichend Zeit nehmen konnte, hat die Einwohnerin überreagiert. Dabei wollte sie einfach nur einen Kakao trinken.

Im Alltag arbeiten wir auch mit Musik, Farben, Tanz oder Körperarbeit. Wenn eine Bewohnerin sagt, sie ist sauer, dann kann man sie gleich fragen, wo sie das gerade spürt. Ziel ist, dass die BewohnerInnen ihre Gefühle und Bedürfnisse möglichst gut wahrnehmen und benennen können. Das ist auch die Voraussetzung, um Grenzen setzen und Nein sagen zu können. Auch Neinsagen kann man lernen. Wenn ein Nein von der Umwelt akzeptiert wird, ist es ein guter Grundstein für das nächste Nein. Oft müssen wir die Sicherheit geben, dass die empfundenen Bedürfnisse in Ordnung sind. Gerade wenn zu Hause keine große Akzeptanz für die Bedürfnisse vorhanden waren oder das unbewusste Empfinden Platz greift; ich mache meinen Angehörigen durch meine Beeinträchtigung sowieso schon so viele Schwierigkeiten.

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