Blaise Batatabo stand am Hochofen der Vöest, als er den Entschluss fasste, seinem Leben noch einmal eine andere Richtung zu geben. Nach einem Informatikstudium betreut er heute jugendliche Flüchtlinge.
Die wirtschaftliche Situation für MigrantInnen ist oft nicht einfach. Man will der Familie zu Hause helfen, hat vielleicht sogar Schulden. Die Hälfte des Monatslohnes schickt man an die Familie und man selbst steht mit nichts da. Auch in meinem Leben gab es eine schwierige, wirtschaftlich prekäre Phase. Immer wieder überlegte ich mir: "Möchte ich wirklich weiter am Hochofen arbeiten bzw. mein ganzes Leben diese prekäre Arbeit machen? Kann ich nicht mit 29 Jahren etwas aus mir machen und einen Beruf erlernen? Schließlich bin ich mit Matura nach Österreich gekommen."
Meine Gründe, die Heimat zu verlassen, waren sowohl politischer als auch familiärer Art. 1995 kam ich in Wien an, wo bereits mein älterer und zwei jüngere Brüder lebten. Mein Großvater stammt aus der Familie Lumumba. Dieser wurde 1960 trotz massiven Widerstandes der weißen Siedler und der führenden Oberschicht zum ersten Ministerpräsidenten der unabhängigen Demokratischen Republik Kongo gewählt. 1961 wurden Lumumba und seine Gefolgsleute von Soldaten unter belgischem Kommando erschossen. Das heißt meine Familie und deren Angehörige werden nach wie vor als Staatsfeinde betrachtet.
Eines Tages sagte ich mir also tatsächlich: "So, jetzt ist Schluss mit prekärer Arbeit!" Ich habe zu diesem Zeitpunkt bei der VÖST am Hochofen gearbeitet und zuvor als Lagerarbeiter. Also suchte ich mir einen Teilzeitjob mit 20 Stunden als Wagenschieber im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Linz. Ich gab meine Wohnung zurück, zog in ein Studentenheim und fing ganz von vorne an. Ich inskribierte das Informatikstudium und wollte erst einmal schauen, ob ich überhaupt mit der Sprache und mit der Theorie mitkommen kann. Die Informatik interessierte mich schon in meiner alten Heimat.
Ich hatte noch nie zuvor programmiert. Meinen ersten Rechner schaltete ich in Linz ein. Aber hey, ich studierte Informatik. Das Studieren an der Universität ist eine ganz andere Welt und die Arbeitsweise ist gruppenübergreifend. Man trifft andere junge Menschen, auch ausländische Studierende. Ich schloss mich mit anderen Studierenden, die sich gegenseitig unterstützten, zusammen. Meine Bachelorarbeit schrieb ich über den Webauftritt der Volkshilfe Oberösterreich. Ich konnte einige Usabillity-Verbesserungen vorschlagen. Später schloss ich noch ein Masterstudium in 'intercultural studies' ab. Ich beschäftigte mich mit der Identitätskonstruktion von Jugendlichen in der Aufnahmegesellschaft.
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