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Volkshilfe Sozialbarometer zeigt: Aktuelle familienpolitische Leistungen nicht ausreichend!

Jedem Kind alle Chancen ist der Anspruch der Volkshilfe für jegliche Aktivitäten im Bereich Kinderarmut. Als nicht erfüllt sieht Erich Fenninger, Direktor der Volkshilfe Österreich diese Leitlinie auf der politischen Agenda der Regierung: „Im Gegenteil. Für akut von Armut betroffene Kinder ändert der Familienbonus leider gar nichts. Kürzungen der Mindestsicherung sind ebenfalls ein klares Bekenntnis, Kinderarmut in Kauf zu nehmen.“ So haben rund ein Drittel aller ArbeitnehmerInnen gar nichts vom Familienbonus, eine Alleinverdienerin mit zwei Kindern müsste beispielsweise über 2.300 Euro pro Monat verdienen, um von der geplanten Maßnahme zu profitieren. Dies verhindert keine Kinderarmut - ganz im Gegenteil: Kinder aus armen Familien bekommen am wenigsten.

Maßnahmen wie diese würden dazu beitragen, den Spalt zwischen Arm und Reich zu vergrößern, anstatt zu schließen. „Nicht nachvollziehbar“, sagt der Direktor auch in Hinblick auf die von letzter Woche präsentierten neuen Armutszahlen. „In Zahlen sind es 324.000 Kinder und Jugendliche bis 19 Jahre, die 2017 armutsgefährdet sind – 35.000 mehr im Vergleich zum Vorjahr. Die politisch Verantwortlichen müssen sich dem hohen Einfluss sozialpolitischer Maßnahmen bewusstwerden! Beispielsweise ist der Anstieg von Armut in Mehrpersonenhaushalten eine mögliche Konsequenz aus Maßnahmen wie der Deckelung der Mindestsicherung.“

Auch die neuesten Ergebnisse des Volkshilfe Sozialbarometers, einer regelmäßig in Zusammenarbeit mit SORA durchgeführten sozialpolitischen Umfrage, zeigen den Handlungsbedarf in Hinblick auf familienpolitische Leistungen auf, so Fenninger weiter.

Eltern können die Kosten für ihre Kinder nicht mit aktuellen Leistungen abdecken!

So sind drei Viertel der Bevölkerung (76%) der Meinung, dass die finanziellen Unterstützungen für Familien mit Kindern, wie die Familienbeihilfe oder der Kinderabsetzbetrag nicht ausreichen, um den finanziellen Aufwand für Kinder abzudecken. Der Direktor weist in diesem Zusammenhang auf die langfristigen Auswirkungen von materieller Armut hin: „Armutsbetroffene Eltern befinden sich aufgrund des ökonomischen Mangels in permanenter Unsicherheit über die Zukunft ihrer Kinder. Diese Stressreaktionen übertragen sich auch auf die betroffenen Kinder, da sie die Emotionen und Sorgen ihrer Eltern wahrnehmen.“

Dass die betroffenen Eltern sehr bemüht sind, ihre Sorgen nicht auf ihre Kinder zu übertragen, zeigt ein weiteres Ergebnis des Sozialbarometers: JedeR achte von zehn Befragten (79%) meint, dass Eltern zuerst bei sich selbst und nicht bei ihren Kindern sparen, wenn das Geld für den Alltag im Haushalt knapp ist. Damit kann dem Vorurteil, das Geld komme nicht bei den Kindern an, etwas entgegengesetzt werden: „Die betroffenen Eltern sind sich den Auswirkungen bei ihren Kindern bewusst. Sie wissen, dass ihre Kinder materielle Ressourcen und gesunde Ernährung brauchen sowie die Möglichkeit, sich bilden zu können, sich Vorstellungen von einem guten Leben machen zu können, sich auszutauschen, zu spielen, sich in der Natur erholen zu können, ihre eigene Umgebung mitgestalten zu können. Sie wissen, dass ihre Situation die Zukunftschancen ihrer Kinder massiv einschränkt, was die Stressreaktionen nur zusätzlich verstärkt.“

ÖsterreicherInnen fordern: Kinderarmut bekämpfen – jetzt!

Der Volkshilfe Sozialbarometer zeigt nicht zuletzt eine sehr hohe Zustimmung in der Bevölkerung für Maßnahmen zur Bekämpfung von Armut: Eine finanzielle Grundsicherung für alle Kinder, die sich am Einkommen der Eltern orientiert, ist für mehr als sieben von zehn Befragten (73%) attraktiv. Fenninger: „Kinder haben Rechte. Mit einer Einführung einer Grundsicherung für alle Kinder würden wir das Kind und seine Bedürfnisse in den Mittelpunkt stellen. Darüber hinaus wären Chancen und gesellschaftliche Teilhabe endlich gesichert.“ Dass es in Bezug auf die Freizeitmöglichkeiten und schulische Aktivitäten noch Defizite für armutsbetroffene Kinder gibt, sehen auch viele ÖsterreicherInnen so: 78% stimmen mehr staatlichen Förderleistungen für Kinder armer Familien für schulische und Freizeitaktivitäten zu.

Als ebenfalls bedeutend sehen acht von zehn Befragten (85%) den Ausbau und eine kostengünstige Verfügbarkeit von Sachleistungen in Form von Kinderbetreuungsplätzen, Elternberatung, Nachhilfe oder begleitender Sozialarbeit an.

Fenninger abschließend: „Die Erfahrungen, die wir in unserer Kindheit machen, prägen uns ein Leben lang. Kinder, die in Armut aufwachsen, werden schon von Geburt an in zentralen Lebensbereichen benachteiligt. Ihnen werden Zugänge verwehrt.“ Das müsse sich ändern, und zwar sofort, fordert der Direktor die Bundesregierung auf: „Kein Kind in Österreich darf in Armut aufwachsen. Jedem Kind und Jugendlichen die besten Entwicklungsmöglichkeiten zu bieten, ist eine prioritäre gesellschaftspolitische Aufgabe, die von den politisch Verantwortlichen bei jeder Entscheidung unabdingbar zu berücksichtigen ist.“

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