"Die Kindergrundsicherung ist ein Schutzschild vor Teuerungswellen, das Armutsbetroffene gerade dringend bräuchten!"

 

Erich Fenninger

 

 

Sogar Schuljause wird immer teurer

 

"Ich habe mit einer Mutter gesprochen, die abends stundenlang Prospekte studiert, um vor dem Samstagseinkauf genau zu wissen, was sie wo kaufen kann. Das ist eine Lebensrealität die einigen Politiker*innen wohl fremd ist, wie neue Chats eines ehemaligen hochrangigen Politikers zeigen." Erich Fenninger

 

Viele Familien berichten davon, dass selbst die Schuljause immer teurer werde. Und tatsächlich sind die Preise im Februar 2022 prozentuell gegenüber dem Vorjahr teils stark gestiegen - für Brot (7,3), Butter (21,6), Gurke (8,9), Salat (30,1), Tomaten (10,1), Schinken (4,1), Birnen (13,6) oder Kiwis (18,3), Milch (8,6) und Fruchtjoghurt (16,4). „Aus dem Forschungsprojekt zur Kindergrundsicherung wissen wir, dass armutsbetroffene Familien schon vor der Corona-Krise Preise für Lebensmittel genau beobachten mussten. "Ich habe mit einer Mutter gesprochen, die abends stundenlang Prospekte studiert, um vor dem Samstagseinkauf genau zu wissen, was sie wo kaufen kann. Das ist eine Lebensrealität die einigen Politiker*innen wohl fremd ist, wie neue Chats eines ehemaligen hochrangigen Politikers zeigen.“, reagiert Fenninger auf die jüngsten Chat-Protokoll-Veröffentlichungen.

 

„Dass die Jause teurer wird, ist für Familien jetzt eine Herausforderung. Dieser Umstand kann aber auch weitreichende Folgen haben“, warnt Judith Ranftler. Fehlende Schuljause führe zu verminderter Konzentrationsfähigkeit und geringem Wohlbefinden bei den Schüler*innen, so die Kinderarmutsexpertin der Volkshilfe.

 

„In so gut wie allen Gesprächen unserer Sozialarbeiter*innen mit armutsbetroffenen Familien spielt die Teuerung gerade eine Rolle. Sie ist für viele Familien, die die Volkshilfe begleitet, eine Existenzbedrohung.“, erzählt Judith Ranftler, Leiterin des Fachbereichs Kinder und Jugend in der Volkshilfe Österreich. „Inflation ist nichts Abstraktes. Eltern und Kinder spüren sie auf dem Arbeits- und Schulweg, bei der Jause, bei der Schulausstattung.“ betont auch Erich Fenninger, Direktor der Volkshilfe Österreich.

 

„Jeden Euro drei Mal umdrehen und jeden Kilometer abwägen“

 

Während Haushalte im Durchschnitt nur 18% ihres Einkommens für Wohnen und Energie ausgeben, müssen jene Haushalte im untersten Einkommensdezil 27% aufwenden. Für Lebensmittel gibt das unterste Dezil der Einkommensverteilung in etwa 16% der Gesamtausgaben aus, während sie im reichsten Zehntel nur mehr 9% der Ausgaben einnehmen. Ausgaben für Grundbedürfnisse wie Wohnen, Energie und Lebensmittel machen für armutsbetroffene Familien bereits 40 Prozent der gesamten Ausgaben aus. Das führt dazu, dass armutsbetroffene Familien von Teuerungen in diesen Bereichen besonders betroffen sind. Die Zahlen der Statistik Austria zeigen zudem, dass die Preise für Diesel und Benzin im Februar über 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen sind. „Da überrascht es nicht, dass eine niederösterreichische Familie erzählt, sie schiebe das Tanken so lange wie möglich hinaus und verzichte auf eigentlich geplante Wege. Sie müssen jeden Euro dreimal umdrehen und jeden Kilometer abwägen“, erzählt Fenninger. In der Realität der Familien bedeutet das etwa, dass zum Beispiel auf Wege, wie den Besuch bei Freund*innen oder den Arzttermin verzichtet wird.

 

Kindergrundsicherung ist Schutzschild vor Teuerungswellen

 

Die Volkshilfe fordert seit Jahren eine staatliche Kindergrundsicherung, gestaffelt nach Einkommen, und betont dies vor dem Hintergrund der Teuerungen einmal mehr. Eine Kindergrundsicherung würde einen Großteil der Kinder aus der Armut befreien und den Spielraum für armutsbetroffene Familien auch in Zeiten der Inflation deutlich erhöhen. „Die Kindergrundsicherung ist ein Schutzschild vor Teuerungswellen, das Armutsbetroffene gerade dringend bräuchten“, so Fenninger abschließend.

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